
Mika Perlick
Der Juni ist nun da und überall wehen Regenbogenflaggen, wohin man auch sieht. Für einige unverständlich und für andere ein Safe Space. Viele fragen sich, wozu das überhaupt nötig sei, und andere verteufeln diesen Monat mehr als Satan höchstpersönlich – tauchen wir etwas genauer in das Thema ein.
Der Pride Month ist nicht, wie viele meinen, ein nur neumodisches Ding! Schon 1972 fanden die ersten Pride-Demonstrationen statt, die dann erstmals offiziell 1979 am 30. Juni zum Christopher Street Day in Köln, Bremen, Stuttgart und Berlin unter dem Motto „Gay Pride“ veranstaltet wurden. Die Idee dieses Monats existiert also schon recht lange, und man könnte bei der Geschichte von LGBTQ+ noch viel weiter in die Vergangenheit zurückblicken. Da das Thema seit 2020 jedoch präsenter denn je ist, bekommen viel mehr Leute davon Wind, was zum Teil heftige Reaktion und rege Ablehnung auslöst. Es gibt jedoch eine ganz einfache Antwort darauf, warum queere Menschen einen ganzen Monat für sich haben: 1.499 Fälle in Deutschland im Jahr 2023, bei denen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung Gewalt erfahren haben.
1.005 Fälle im Jahr 2022,
870 Fälle im Jahr 2021 und
782 Fälle im Jahr 2020, einschließlich drei Morden an homosexuellen Personen, wobei die Täter nicht wegen Mordes, sondern wegen Totschlags verurteilt wurden. Es gibt noch viele weitere Fälle, und auch dieses Jahr werden die Zahlen wieder in die Höhe schießen. Schon ein Verlust ist einer zu viel und ein Grund, einen ganzen Aufstand zu starten. Aber den Pride Month gibt es nicht nur in Deutschland, sondern überall, wo er erlaubt ist!
Besonders in Amerika wird dieser noch viel intensiver gefeiert als hier in Deutschland. Damit kommen wir zu einem weiteren Punkt, warum der Pride Month nicht nur für diejenigen ist, die ein bisschen geärgert werden – er erinnert auch an die, die in muslimischen Ländern aufgrund dieser Lebensweise getötet werden. Der Pride Month erinnert an die hunderten von transsexuellen Kindern, die niemals erwachsen werden durften, weil sie sich nicht verstecken wollten.
Ein bekannter Fall war zum Beispiel der der 16-jährigen Brianna Ghey, die am 11. Februar 2023 in einem Park von zwei Jugendlichen, die dieselbe Schule besuchten, ermordet wurde. Feindliche Kommentare zu Posts über den tragischen Fall behaupteten, sie habe es verdient oder verwendeten absichtlich die falschen Pronomen.



Auch Suizid ist ein großes Problem. Laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. aus dem Jahr 2012 gaben etwa 37% der befragten trans Personen an, mindestens einen Suizidversuch unternommen zu haben. Andere Studien und Umfragen, wie die europäische LGBT-Umfrage der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte aus dem Jahr 2020, zeigen ebenfalls erhöhte Raten von Suizidgedanken und -versuchen bei LGBTQ+ Personen.
Dies alles sind Gründe, warum andere auf die Straße gehen und feiern, sich gut fühlen und stolz auf ihre Identität sind. Sie wollen sich nicht runtermachen lassen und stark sein für die, die ihr Leben lassen mussten, und für die, die vielleicht durch die Liebe dieses Monats sich noch einmal überlegen, ob sie nicht doch noch irgendwo anerkannt werden.