Invasive Tiere in Europa

Invasive Tiere

Was sind invasive Arten?

Invasive Tiere sind Arten, welche sich in einem fremdem Habitat ausbreiten und sich somit auf heimische Arten und das Ökosystem auswirken. Es wird ihnen oft nachgesagt, dass diese die heimischen Ökosysteme gefährden. Doch stimmt das überhaupt?

Die invasiven Tiere werden durch die Aktivitäten von Menschen in ein fremdes Habitat importiert. Dabei unterscheidet man zwischen aktivem und passivem bzw. gewolltem oder ungewolltem Transport. Invasive Arten werden für einen vermeintlich positiven Eingriff in unser Ökosystem absichtlich nach Europa gebracht. Sie sollen Aufgaben im Ökosystem übernehmen, Ressourcen für die Umwelt bereitstellen und die Natur und Artenvielfalt bereichern. Auch der Mensch nutzt die invasiven Arten, um sie als Rohstoffe und Nahrungsmittel zu verwenden. Der ungewollte Transport erfolgt unbewusst. Dies passiert z.B. durch Schiffe, Frachtgut oder auch durch unser Urlaubsgepäck. So werden die bisher nicht in den entsprechenden Regionen vorhandenen Arten in eine neue Region gebracht, in der sie nicht heimisch sind. In heutiger Zeit wächst der globale Handel und der Tourismus, somit nimmt die unbewusste Verbreitung immer weiter zu.

 

Invasive Tiere – Auswirkungen

Invasive Arten haben viele negative Eigenschaften, welche sich stark auf unser Ökosystem auswirken. Denn sie können zu Konkurrenten einheimischer Arten werden und diese sogar komplett verdrängen, da sie mit diesen Tieren um die Ressourcen wie aber auch um den Lebensraum konkurrieren. Ein weiteres Problem sind die Krankheiten. Diese können sich schnell unter den einheimischen Arten verbreiten, jedoch sind sie nicht auf diese Arten von Krankheiten eingestellt und das führt zu größeren Problemen. Wenn sich Invasive Tiere mit einheimischen Arten kreuzen, verändert sich der Genpool, weshalb mit dem Verlust einzelner Tiere und der genetischen Vielfalt gerechnet werden muss. Durch diese Hybridisierung wird das Erbgut verändert und das ortsfremde Erbgut kann sich eventuell durchsetzen, wodurch das einheimische verloren geht. Betrachtet man diese Situation jedoch auf Inseln, ist die Gefahr noch um einiges größer. Hierbei sind die verschiedenen Arten auf einem sehr kleinen Lebensraum begrenzt und dadurch stark aufeinander eingespielt. Da  der Lebensraum  durch kaum vorhandene Rückzugsorte begrenzt ist, können die Arten diesen nicht so leicht verändern. Invasive Arten können auch Fressfeinde anderer Tiere sein, wodurch die Bestände der einheimischen Tiere stark verkleinert werden. Als Beispiel kann man Deutschland betrachten. Dort kommen ungefähr 1100 gebietsfremde Arten vor, wobei 260 Arten davon als etabliert gelten. Natürliche Fressfeinde haben die Invasiven Arten oft keine, weshalb sie sich unkontrolliert ausbreiten können.
Jedoch haben sich auch einige Arten so in unser Ökosystem integriert, dass keine nachteiligen ökologischen Auswirkungen auf das Ökosystem erkennbar sind. Diese integrieren Arten werden auch Archäobiota (vor 1942) oder Neobiota (nach 1942) genannt.

Beispiele zu invasiven Tieren

Es folgen nun zwei Beispiele. Das Beispiel des Waschbären behandelt die absichtliche Einschleppung durch den Menschen. Das Beispiel der Qualle symbolisiert eine unabsichtliche Einschleppung.

Mnemiopsis leidyi – eine invasive Qualle

Die Qualle Mnemiopsis leidyi wird umgangssprachlich auch als Meerwalnuss bezeichnet und gehört zu der Kategorie der Rippenquallen. Ihren Ursprung hat die Qualle in den Gewässern von Kanada und Brasilien, jedoch ist sie aufgrund ihrer sehr hohen Temperaturtoleranz in der Lage, sich gut an andere Umgebungen anzupassen. Das führt dazu, dass man die Walnussqualle z. B. auch in der Nord- und Ostsee, aber auch in Russland oder Skandinavien findet.

Die Meerestiefe ihres Lebensraumes beträgt ungefähr 5-200 Meter und die Temperatur in welcher sie leben kann beträgt 1°c – 32°C. Die Qualle wird ca. nur 1 Jahr alt. Sie wird zwischen 100 bis 110 mm groß und besitzt eine fast durchsichtige Außenseite mit acht gut erkennbaren Linien, die aufgrund von Biolumineszenz selbst in der Lage sind, zu leuchten. Zur Nahrung der Qualle gehören Fischeier, Zooplankton und Fischlarven, außerdem frisst sie Krebstiere und Artemia. Die Qualle kann sich enorm schnell vermehren, da sie hermaphroditisch ist und sich somit selber befruchten kann. Mit dieser Strategie kann sie bis zu 3000 Eier am Tag legen.

In ihrem Ursprungsgebiet, der Ostküste Nordamerikas, hatte die Qualle Rippenquallen als Fressfeinde, dazu gehören z. B.  die Seemelone (Beroe ovata) und die Glas-Lappenqualle (Bolinopsis infundibulum). In den neu besetzten Gebieten hat die Qualle kaum bis gar keine Fressfeinde und kann sich somit unkontrolliert ausbreiten.

 

Wie ist die Qualle nach Europa gekommen und wie hat sie sich ausgebreitet?

Vermutlich hat die europäische Population zwei unterschiedliche Ursprünge. Die Mnemiopsis leidyis, die in den 1980er Jahren in das schwarze Meer gelangten, stammen aus einer südlichen Ausganspopulation im Golf von Mexiko und der Küste Floridas. Vom schwarzen Meer breitete sich die invasive Population auf Grund von Strömungen und einer optimalen Fortpflanzungsstrategie bis ins Mittelmeer aus.

Die Tiere wurden mit dem Ballastwasser großer Handelsschiffe unabsichtlich eingeschleppt. Gerade zu den 1980er Jahren gab es viel Schiffsverkehr zwischen Kuba und der Sowjetunion. Die zweite Ursprungspopulation liegt an der Nordküste der USA. Die Bestände in der Nord- und Ostsee wurden erst später mittels der gleichen Strategie unabsichtlich eingeschleppt. 2017 wurde die Meerwalnuss zum ersten Mal in der Ostsee gesichtet.

 

Welche Gefahren bringt die Qualle mit sich?

Die Walnussqualle ist zwar nicht primär gefährlich für den Menschen, weil sie für ihn nicht giftig ist, jedoch wird durch sie das Meer verändert und dies hat wiederum Auswirkungen auf unsere Nahrungskette.

Sie ist ein sehr geschickter Räuber. Sie jagt ihr Beute, indem sie eine unsichtbare Nahrungsströmung produziert. So filtert sie bis zu 200 Liter des Wassers und frisst dabei 80 bis 90 % der Kleinstorganismen weg. Sie hat die gleiche Nahrungsgrundlage, wie z. B. Heringe und Sprotten und konkurriert gegen diese um das Futter. Die Qualle ist ein sehr effektiver Räuber und mindert massivst das Vorkommen ihrer Beute. Dies hat verehrende Folgen. Z. B. in Dänemark hat die Qualle die Population der Krebstiere so minimiert, dass sie kaum noch vorkommen. Die Krebse kontrollieren das Vorkommen kleiner, mikroskopischer Pflanzen. Dadurch, dass zu wenig Muscheln vorhanden sind, um die Pflanzen moderat zu halten, wachsen die Algen ungehindert. Diese sinken zu Boden und werden von Mikroorganismen abgebaut. Dieser Vorgang verbraucht zusätzlichen Sauerstoff. Daraus folgt eine geringe Sauerstoffkonzentration im Meer, unter der die Lebewesen unter Wasser massiv leiden.

Um die Ausbreitung der Invasiven Qualle zu stoppen, gab es Überlegungen, ihre Fressfeinde in die neuen Ausbreitungsgebiete einzusetzen. Jedoch halten dies viele für eine schlechte Strategie, weil die eingesetzten Fressfeinde nun auch zu invasiven Arten werden würden und sich das Problem wahrscheinlich dadurch noch verschlimmern könnte. Seit September 2017 gibt es eine internationale Ballastwasser Konvention, welche als Strategie zur Vorbeugung vorschlagen, das Ballastwasser der Transportschiffe zu filtern und somit zu versuchen, invasive Tiere auszusortieren.

 

Invasive Tiere – Etablieren und Aufhalten

Wie etablieren sich invasive Tiere?

Von ungefähr 1100 invasiven Arten in Deutschland haben sich nur 10% etabliert. Unter Etablierung versteht man die Eingliederung in den neuen Lebensraum so, dass diese Art auch in Zukunft eine große Chance hat, in diesem Gebiet zu überleben. Da eine Etablierung sehr selten ist, muss die invasive Art Eigenschaften mitbringen, die ihnen einen Vorteil gegenüber den heimischen Arten, mit denen sie in Konkurrenz stehen, bringen. Dazu gehört z. B. eine schnelle Reproduktion. Hier sind also R-Strategen, wie z. B. der Waschbär im Vorteil, die eine große Wurfgröße und einen kurzen Abstand zwischen den Geburten haben. Des Weiteren ist es wichtig, dass die invasive Art kaum bis gar keine Feinde bzw. Umstände hat, die die Lebenserwartung minimieren. Vermutlich führt auch eine unabsichtliche Einschleppung der invasiven Art in ein neues Gebiet zu einer Etablierung, da sich die Art schneller und unentdeckt ausbreiten kann. Dies führt dazu, dass sie erst entdeckt wird, wenn schon große Schäden entstanden sind und die Verbreitung schon auf einem großen Gebiet stattgefunden hat.
Wenn die invasive Art um die gleichen Dinge konkurriert (z. B.: Nahrung und Reviere) wie eine heimische Art, kann es zur Konkurrenzvermeidung kommen. Hier wäre für die invasive Art von Vorteil, wenn sie sich gegenüber der heimischen Art durchsetzen könnte und diese somit verdrängt. Außerdem ist es wichtig, dass die invasive Art nur ein mäßig effektiver Räuber ist. Er dezimiert das Vorkommen der Beute merkbar, aber rottet sie nicht aus. Wäre die invasive Art ein effektiver Räuber, würde sie die Beutepopulation so stark verringern bzw. ausrotten, dass sie sich nicht mehr als dauerhafte Nahrungsquelle eignet. So kommt es dazu, dass wie bei der Walnussqualle (Mnemiopsis leidyi) die invasive Art ihre Nachkommen fressen muss, um zu überleben.

 

Wie hält man invasive Tiere auf?

Nach einem IPBS Bericht, an dem 86 Experten aus 49 Ländern gearbeitet haben, wurden grundsätzliche Strategien im Kampf gegen invasive Arten dargelegt. Diese sind Vorbeugung, Ausrottung und Eindämmung.

 

Strategien zur Vorbeugung sind z. B. Einfuhrkontrollen und Verbote der Zucht, Haltung und Freisetzung. Zu einer Ausrottung dienen u. A. die Jagd, Fallen oder die Ausbreitung von Gift. Für die Eindämmung verwendet man das Monitoring und führt Berichtspflichten über die vorhandenen invasiven Arten ein.

Die Bundesumweltministern Lemke fordert eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit, um das Vorkommen invasiver Arten zu minimieren. Im Dezember 2022 traf sich die internationale Gemeinschaft, um sich auf ein Artenschutzabkommen zu einigen. Das dort formulierte Ziel ist es, die Ausbreitung invasiver Arten bis 2030 mindestens zu halbieren.

Helft mit!

Invasive Arten sind eine der größten Gefahren für die Biodiversität, natürliche Lebensräume und die Ökosysteme. Sogar uns als Menschen kann eine Invasive Art betreffen, indem diese Krankheiten an uns übertragen kann.
Die Bedrohlichen Auswirkungen sind, dass Einheimische Arten massiv leiden müssen und ökonomische und gesundheitliche Folgenkosten verursacht werden. Gerade, weil es unsere Schuld ist, dass diese Arten nach Europa kommen, egal ob aktiv oder passiv, müssen wir handeln. Prävention ist in diesem Fall die beste Strategie, denn hierbei wird eine Einführung der Invasiven Art verhindert. Invasive Arten, welche trotzdem nach Europa gelangen, müssen frühzeitig durch Warnsysteme entdeckt werden. So sollten die Ausbreitung verhindert werden. Um schon geschädigte Ökosysteme zu helfen, wird als letzter Schritt auch die Ausrottung wichtig sein.
Lasst euch also nicht blenden von süßen Waschbären und schönen Quallen. Es ist unsere Aufgabe die Ökosysteme, wie auch die Lebewesen zu schützen!

Quellen

Allgemeine Informationen über invasive Arten: alle Websites zuletzt besucht am: 04.01.2024

 

Waschbär/ Video: alle Websites zuletzt besucht am: 04.01.2024

 

Qualle: alle Websites zuletzt besucht am: 04.01.2024