
Finja Modest und Janne Koch
Ob Siezen oder Duzen in der Schule sinnvoll ist, ist seit langem ein umstrittenes Thema, zu dem es viele unterschiedlichen Meinungen und Ansichten gibt.
In den meisten Schulen wird ab der Oberstufe oftmals das sogenannte „Hamburger Sie“ verwendet. Bei dieser Form des Siezens werden die Schüler*innen gesiezt, aber mit dem Vornamen angesprochen. Hiermit soll den schon älteren Schüler*innen Respekt entgegengebracht werden. Andererseits soll nicht zu viel Distanz entstehen, weshalb dies oft als guter Mittelweg empfunden wird. In der Grundschule und Unter- und Mittelstufe werden die Schüler*innen geduzt und mit Vornamen angesprochen. Die Lehrer*innen hingegen duzen sich nur untereinander. Von den Schüler*innen werden sie allerdings in jeder Jahrgangsstufe gesiezt.
Die Tradition des Siezens erstreckt sich schon über viele Jahrhunderte. Den Menschen gegenüber Respekt zu zeigen ist ein Zeichen von Höflichkeit und Akzeptanz. Dadurch soll ein gewisses Maß an Vertrauen, aber gleichzeitig auch professioneller Distanz zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen entstehen. Ob dies immer gelingt, ist fragwürdig und hier werden unterschiedliche Positionen vertreten. Für viele Lehrer*innen ist es wichtig, die Distanz zu wahren, um ihr Privatleben gut vom Beruf abtrennen zu können. Außerdem soll dadurch eine konzentriertere Lernatmosphäre entstehen. Es gibt aber auch Leute, die das Siezen für nicht sinnvoll halten, da es von vielen als zu distanziert beurteilt wird und das nötige Vertrauen, welches für effektives Lernen wichtig ist, nicht aufgebracht werden kann.
Auf der weiterführenden Schule wird nun die Einstellung zum Thema Siezen der Schüler*innen oftmals auf die Probe gestellt, denn viele Schüler*innen sind an das freundschaftliche „Du“ in der Grundschule noch gewöhnt. Die Umstellung ist für die Meisten eine Herausforderung. Dem einen oder anderen kann da auch mal das „Du“ rausrutschen. Darauf reagiert jede Lehrkraft auf ihre eigene Art. Einige bemerken es nicht einmal, während andere auf das „Sie“ bestehen.
Eine häufig gestellte Frage lautet, warum das Siezen in den meisten Schule noch immer verwendet wird, obwohl es in der heutigen Zeit doch eher veraltet wirkt. Der wichtigste Grund ist dabei sicherlich, dass die Schüler*innen so Respekt und Wertschätzung gegenüber den Lehrer*innen ausdrücken. An den meisten Schulen ist es jedoch so, dass die Schüler*innen nur die Lehrer*innen siezen und andersrum das herkömmliche Du herrscht. Warum sollen die Schüler*innen erst ab der Oberstufe auf der gleichen Ebene behandelt werden? Werden sie erst ab da, für voll und selbstständig erklärt? Die Lehrer*innen sollen respektiert werden, da angenommen wird, dass sie mehr Lebenserfahrung haben und durch ihr Wissen über den Schüler*innen stehen. Allerdings haben auch die Schüler*innen aus jeder Jahrgangsstufe ein Recht darauf respektiert zu werden.
Aber ist es denn wirklich notwendig, auf der weiterführenden Schule das „Sie“ zu verwenden? Denn zum Beispiel auf der dänischen Schule ist das Siezen fast gänzlich unbekannt. Hier Duzen sich Schüler*innen und Lehrer*innen und nennen sich sogar beim Vornamen. Von einem Autoritätsverlust ist nicht die Rede. Ganz im Gegenteil sind die Lehrer*innen mit den Schüler*innen viel mehr auf einer Ebene, wodurch das Lernen leichter fällt.
Abschließend kann man sagen, dass das Siezen in Schulen in gewissem Maß sinnvoll ist, man aber am Beispiel der dänischen Schulen sieht, dass es auch anders sehr gut funktioniert. Man sollte sich also überlegen, welche Möglichkeit in Zukunft langfristig besser ist.