
Melina Meyer
Wie läuft Schule eigentlich bei unseren Nachbarn in Dänemark ab und wie unterscheidet sich das vom deutschen Schulsystem?
In Deutschland beginnt die Schulzeit mit der Grundschule (meist vier Jahre), danach wechseln die Schüler je nach Leistung Gemeinschaftsschule oder Gymnasium. Es gibt viele Prüfungen, Noten von Anfang an und einen recht festen Stundenplan. Der Leistungsdruck ist oft hoch, und der Unterricht ist meist lehrergesteuert.
In Dänemark ist vieles anders. Die meisten Kinder besuchen bis zur 9. oder 10. Klasse die sogenannte „Folkeskole“, in der alle gemeinsam lernen – unabhängig von Leistung. Erst danach wird entschieden, ob man eine weiterführende Schule, ein Gymnasium oder eine Berufsausbildung macht. Noten gibt es dort erst später, der Fokus liegt mehr auf Teamarbeit, Eigenverantwortung und einem entspannten Lernklima.
Auch das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern ist lockerer. Lehrer werden oft geduzt, und der Schulalltag ist weniger streng organisiert. Es geht mehr um Persönlichkeitsentwicklung und soziale Kompetenzen.
Das deutsche Schulsystem bietet einige Vorteile, die vor allem in seiner klaren Struktur und der Vielzahl an Abschlüssen liegen.
Durch die frühe Leistungsdifferenzierung können Schülerinnen und Schüler gezielter gefördert werden, was individuell passende Bildungswege ermöglicht. Zudem bereitet das System durch seinen Leistungsanspruch frühzeitig auf die Anforderungen der Berufswelt vor. Gleichzeitig bringt diese Struktur aber auch einige Nachteile mit sich. So entsteht bereits in jungen Jahren ein hoher Leistungsdruck, der Kinder und Jugendliche stark belasten kann. Zudem lässt das System oft wenig Raum für individuelle Entwicklung und gilt als eher starr, was die Anpassung an persönliche Bedürfnisse erschwert.
Im Gegensatz dazu verfolgt das dänische Schulsystem einen anderen Ansatz, der stärker auf das Wohlbefinden und die persönliche Entwicklung der Lernenden ausgerichtet ist. Die spätere Notengebung sorgt für weniger Stress und erlaubt eine kindgerechtere Entwicklung. Gleichzeitig werden Selbstständigkeit, Teamarbeit und soziale Kompetenzen gezielt gefördert. Ein weiterer Vorteil ist das gleichberechtigte Lernen ohne frühe Selektion, wodurch alle Kinder zunächst gemeinsam unterrichtet werden. Allerdings kann auch dieses System Herausforderungen mit sich bringen. Die spätere Leistungsbewertung kann manchen Schülerinnen und Schülern Orientierung und Motivation erschweren, und die fehlende Trennung nach Leistungsniveaus kann individuelle Förderung in bestimmten Fällen komplizierter machen.
Ich finde das dänische Schulsystem moderner und kindgerechter. Es setzt nicht nur auf Leistung, sondern auch auf die Entwicklung der Persönlichkeit. Weniger Druck, mehr Teamarbeit und ein respektvolles Miteinander schaffen ein angenehmeres Lernumfeld. Gerade in einer Zeit, in der soziale Kompetenzen immer wichtiger werden, ist dieser Ansatz zukunftsorientiert und fördert selbstbewusste, verantwortungsvolle junge Menschen.