Diese Begebenheiten sorgen für eine Vielzahl an in Europa beheimateten Arten.
In der Wüste Tabernas im südlichen Spanien erreicht die Jahresdurchschnittstemperatur 17,4 Grad (stand 2021) und ist die am stärksten aride Region auf dem europäischen Kontinent. Und dennoch findet sich Leben. Darunter Pflanzenarten wie Thymian, das andalusische Espartogras, aus dem Körbe geflochten werden, oder das nur noch dort vorkommende, somit endemische, Kreuzblütlergewächs (Euzomodendron bourgaeanum). Diese Region wurde aufgrund ihrer großen Avifauna (Vogelwelt), darunter auch Arten wie der Steinrötel, der vom Aussterben bedroht ist und auf der roten Liste steht, zum Naturschutzgebiet erklärt. Des Weiteren finden sich auch Reptilien, wie die Mauereidechse oder die Treppennatter und Säugetiere, wie Füchse, Hasen oder Igel. Im Mittelmeer finden sich auch eine Vielzahl an Hai-Arten, ebenso wie Rochen, Aale oder Heringe. (Siehe 1.10)
Selbst im hohen Norden Europas, wo sich im Winter bereits die Polarlichter betrachten lassen, findet man Leben. Die Stadt Hammerfest in Norwegen ist vor allem für ihre Landschaft mit ihren beeindruckenden Bergwelten und Fjorden bekannt. Die Jahresdurchschnittstemperatur erreicht hier gerade einmal 0,8 Grad (stand 2021). Dementsprechend ist Flora und Fauna stark geprägt von Laub- und Nadelbäumen, welche äußerst kälteresistent sind. Des Weiteren finden sich da Moose, Pilze, Schneeglöckchen und Beeren. In der näheren Umgebung von Tümpel, Seen und Mooren lassen sich Teichrosen und vermehrt auch unterschiedliche Gräser beobachten. Tiere, wie Polarfüchse, Luchse, Elche, Rentiere, Braunbären oder Eisbären, sind ebenfalls zu sehen und im Wasser auch Buckelwale, Orcas oder Kabeljau. (Siehe 1.8; 1.11)
Die Extremtemperaturen in Europa fanden sich 1966 in Schweden mit gemessenen -52,6 Grad und im Jahr 2021 auf der italienischen Insel Sizilien mit gemessenen 48,8 Grad. (Siehe 1.6)
Die meisten Arten jedoch finden sich in Regionen in Mitteleuropa mit gemäßigterem Klima. Dazu gehört unter anderem auch Deutschland. In Deutschland lag die Jahresdurchschnittstemperatur 2022 bei 10,5 Grad. Viele Arten wie Rehe, Wildschweine, Marder, Hamster, Möwen, Schwalben, aber auch Reptilien, wie die Zauneidechse und viele Insekten sind hier zu Hause. Ebenso Meeresbewohner wie Dorsch, Heringe, Forellen, Robben und Schweinswale. (Siehe 1.13)
Die Biodiversität, also die Artenvielfalt und Variabilität, unterscheidet sich je nach Habitat. Denn das Leben unterliegt gewissen Gesetzmäßigkeiten.
Alle Lebensvorgänge im Körper sind an gewisse Temperaturverhältnisse gebunden. Bei beispielsweise einer Temperaturerhöhung um 10 Grad, würden körpereigene Stoffwechselprozesse um das zwei- bis dreifache schneller ablaufen. Das Prinzip nennt sich Reaktionsgeschwindigkeits-Temperatur-Regel (RGT-Regel). Dennoch besteht ein begrenzter Temperaturbereich. Bei zu hohen Temperaturen denaturieren die Proteine, sie verlieren ihre räumliche Struktur und somit ihre Funktion, es folgt der Hitzetod . Bei minus-Temperaturen gefriert das in den Zellen enthaltene Wasser, dies führt zu irreversiblen Schäden im Gewebe, oder sogar zum Kältetod. Durch evolutionäre Anpassung von Lebewesen ergeben sich unterschiedliche Toleranzbereiche, die um ein angestrebtes physiologisches Optimum herumliegen. Stenotherme Arten haben nur einen geringen Toleranzbereich hinsichtlich Temperaturschwankungen, während eurytherme einen weiten Toleranzbereich besitzen. (Siehe 5.1)
Bei Tieren unterscheidet man des Weiteren noch zwischen poikilothermen (wechselwarme) von homoiothermen (gleichwarmen) Arten. Fische, Reptilien, Amphibien und alle wirbellosen Tiere zählen zu den wechselwarmen Tieren. Wechselwarme Tiere können passiv ihre Körpertemperatur der Umgebungstemperatur anpassen. Durch Aufsuchen sonniger- oder schattiger Plätze regulieren sie ihre Körpertemperatur, bei extremeren Temperaturen am Rand ihrer Toleranz verfallen sie in Hitze- bzw. Kältestarre (Siehe 5.1). Dies ist beispielsweise bei der in der spanischen Wüste Tabernas beheimateten Treppennatter der Fall. Die vorrangig im Mittelmeerraum beheimatete Schlangenart gehört zu den wechselwarmen Tieren und hat ihr Optimum bei einer Temperatur von 40 Grad. (Siehe 1.16)